Bundesjagdgesetz erlaubt weiterhin grausame Jagdpraktiken - PETA fordert in Stellungnahme an Bundesregierung wesentliche Änderungen im Umgang mit Wildtieren

Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten (Symbolbild)
Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten (Symbolbild) (Bildquelle: Valais Wallis (CC BY-NC-ND 2.0))

Die Bundesregierung plant, das Jagdgesetz möglicherweise noch in diesem Jahr zu erneuern. Daher hatte PETA das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) wiederholt gebeten, als größte Tierrechtsorganisation Deutschlands in die Novellierung dieses Gesetzes und des Bundesnaturschutzgesetzes einbezogen zu werden.

Nachdem eine Reaktion ausblieb, ließ die Organisation dem BMEL Ende September ihre Stellungnahme zukommen. Der von Ministerin Julia Klöckner im Juli vorgestellte Entwurf würde weiterhin viele grausame Jagdpraktiken erlauben, die aus Tierschutzgründen sofort verboten werden müssten, etwa die Jagdhundeausbildung am lebenden Tier.

Zudem würde das neue Gesetz beispielsweise Rehe uneingeschränkt zum Abschuss freigeben, wofür es auch aus wildbiologischer Sicht keine wissenschaftliche Grundlage gibt. PETA appelliert nun an die Politik, wildbiologische Studien sowie den Tierschutz zu berücksichtigen und den Gesetzentwurf zu überarbeiten.

„Die in der Gesetzesnovelle angestrebten Änderungen verfehlen die Anforderungen an ein modernes, tierfreundliches Bundesjagdgesetz. Wildtiere sind keine Bedrohung für den Waldbestand in Deutschland – sie werden lediglich in einer auf Profitmaximierung ausgelegten Forstwirtschaft zum Störfaktor degradiert. Wildtiere aus wirtschaftlichen Gründen zu töten, ist aus Tierschutzsicht inakzeptabel“, so Nadja Michler, PETAs Fachreferentin für Wildtiere.

PETA fordert im Zuge der Gesetzesnovelle fünf wesentliche Änderungen

Das Gesetz soll dem Bundesministerium zufolge unter anderem einen angemessenen Ausgleich zwischen Wald und Wild herstellen, die Jägerprüfungsordnung vereinheitlichen sowie die Bleiabgabe von Büchsenmunition an die Umwelt verringern. PETA setzt sich für ein flächendeckendes Verbot der Jagd ein, fordert jedoch als dringendsten Schritt fünf wesentliche Nachbesserungen am Entwurf: Nach Ansicht der Organisation ist die grausame Baujagd – bei der Füchse und Dachse von Hunden aus ihrem Bau getrieben und von dem lauernden Jäger erschossen werden – sowie die Jagd mit Fallen zu untersagen. „Ebenso müssen die Jagdhundeausbildung am lebenden Tier, die Jagd auf Füchse, Marder und sämtliche Vogelarten sowie der Abschuss von Hunden und Katzen verboten werden“, erklärt Michler.

Jagd gefährdet Mensch und Tier – und ist aus wildbiologischer Sicht nicht notwendig

PETA weist darauf hin, dass jedes Jahr Hunderttausenden Tieren erhebliches Leid durch Fehlschüsse zugefügt wird und auch mehrere Dutzend Menschen von Hobbyjägern getötet und verletzt werden. Dabei sind sich anerkannte Wildbiologen längst einig, dass aus ökologischer Sicht keine Notwendigkeit für die Jagd besteht. So betont unter anderem der renommierte Biologe Prof. Dr. Josef Reichholf, dass die nahezu ausgerotteten Wölfe nicht durch menschliche Jäger ersetzt werden müssen. Vielmehr finde eine natürliche Regulation der im Wald wohnenden Tierpopulationen durch Umwelteinflüsse wie Witterung, Nahrungsverfügbarkeit oder Krankheiten statt. [1] Wissenschaftler kamen zu dem Ergebnis, dass sich beispielsweise Fuchspopulationen aufgrund von Nahrungsverfügbarkeit und sozialen Faktoren von selbst regulieren. [2] Die Jagd hingegen zerstört die Alters- und Sozialstrukturen der Tierpopulationen, was bei den Überlebenden zu erhöhter Fortpflanzung führt. Verluste in der Population werden somit rasch durch Nachkommen und Zuwanderung wieder ausgeglichen oder gar überkompensiert.

PETAs Motto lautet in Teilen: Tiere sind nicht dazu da, dass wir an ihnen experimentieren, sie essen, sie anziehen, sie uns unterhalten oder wir sie in irgendeiner anderen Form ausbeuten. Die Organisation setzt sich gegen Speziesismus ein – eine Weltanschauung, die den Menschen als allen anderen Lebewesen überlegen einstuft.