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Strafverfahren SAR premium cars - Kantonale Staatsanwaltschaft erhebt Anklage

Die Kantonale Staatsanwaltschaft hat gegen einen 46-jährigen Schweizer, der in Dintikon die SAR premiumcars AG betrieben hatte, Anklage unter anderem wegenMisswirtschaft, gewerbsmässigen Betrugs und mehrfacherVeruntreuung erhoben. Der Beschuldigte ist nichtgeständig. Ihre Anträge wird die...

Der Beschuldigte hatte in Dintikon mit der SAR premium cars AG (nachfolgend SAR) eine Garage betrieben, die seit zirka 2007 äusserst günstige und flexible Autoleasings anbot. Die meisten Leasings waren über die damalige Fidis Finance (Suisse) SA (nachfolgend Fidis) abgeschlossen worden. Wegen der für die Kunden sehr vorteilhaften Leasingkonditionen konnte die SAR zwar sehr viele Kunden gewinnen, erlitt aber langfristig hohe Verluste, wenn sie nach Beendigung des Leasings das Fahrzeug von Fidis zurückkaufen musste.

Die andauernden Verluste hatten zur Folge, dass die SAR ab Ende 2010 den Geschäftsbetrieb nur noch weiterführen konnte, weil Fidis Rückzahlungsverpflichtungen der SAR aufschob in der Hoffnung, die SAR könne so saniert werden. Ende Mai 2011 liess Fidis alle Fahrzeuge vom Verkaufsplatz der SAR abtransportieren und reichte daraufhin Strafanzeige gegen den Beschuldigten ein. Kurz darauf wurde über die SAR der Konkurs eröffnet. Die Kantonale Staatsanwaltschaft wirft dem Beschuldigten vor, dass er durch sein Geschäftsmodell die Überschuldung der SAR bis spätestens per Ende 2009 und die Zahlungsunfähigkeit bis spätestens Ende 2010 herbeigeführt hatte, was den Tatbestand der Misswirtschaft erfüllt. Die Kantonale Staatsanwaltschaft wirft dem Beschuldigten ferner vor, dass er die Buchhaltung der SAR gefälscht hat, um die schlechte finanzielle Lage der SAR zu verbergen.

89 Veruntreuungen 191 Urkundenfälschungen

Weiter wirft die Kantonale Staatsanwaltschaft dem Beschuldigten zahlreiche strafbare Handlungen in Zusammenhang mit Leasing-Fahrzeugen und –verträgen vor:

Konkret soll der Beschuldigte insgesamt 89 Fahrzeuge veruntreut und bei 50 Fahrzeugverkäufen gewerbsmässigen Betrug begangen haben. Bezüglich der Veruntreuungen soll der Beschuldigte unter anderem die Rücknahme von Leasing-Autos verheimlicht und diese anschliessend verkauft haben. In Bezug auf den gewerbsmässigen Betrug wirft die Kantonale Staatsanwaltschaft dem Beschuldigten vor, Leasingautos gleichzeitig an zwei Leasinggesellschaften oder unter falschen Angaben von Fahrzeugdaten doppelt an die gleiche Leasinggesellschaft verkauft zu haben. Der Deliktsbetrag aus den vorgeworfenen Veruntreuungen und Betrugsdelikten beläuft sich auf über 17 Millionen Franken.

Weiter wirft die Kantonale Staatsanwaltschaft dem Beschuldigten vor, in 191 Fällen Urkundenfälschung begangen zu haben, unter anderem durch die Fälschung von Unterschriften von Kunden, von Fahrzeugausweiskopien sowie von sogenannten "Code 178 Formularen", wodurch unerlaubt Fahrzeugausweise von Leasingfahrzeugen annulliert und Halterwechsel eingetragen werden konnten.

Der Beschuldigte bestreitet die ihm vorgeworfenen Straftaten.

376 Bundesordner Verfahrensakten

Der Anklageerhebung voran ging eine sehr aufwändige Strafuntersuchung, die über sechs Jahre in Anspruch nahm. Die Strafverfolgungsbehörden mussten unter anderem in akribischer Kleinarbeit hunderte Autoverkäufe rekonstruieren, die in den Geschäftsunterlagen der SAR schwer nachvollziehbar, unvollständig, falsch oder gar nicht dokumentiert waren. Die Verfahrensakten umfassen insgesamt 376 Bundesordner, die Anklageschrift 355 Seiten.

Die Anklage ist am Bezirksgericht Lenzburg hängig. Die Staatsanwaltschaft wird ihre Anträge anlässlich der Hauptverhandlung bekannt geben. 

Artikelfoto: Symbolbild