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Kreuzlingen TG - Gerichtsprozess gegen mörderische Menschenschmuggler startet

(Bildquelle: polizeiticker)

Am nächsten Montag wird in Kreuzlingen TG der grösste Gerichtsprozess der Kantonsgeschichte verhandelt. Als vor sechs Jahren ein Schweizer IV-Rentner brutal ermordet wurde, kamen zugleich auch die Geschicke einer internationalen Schlepperbande ans Tageslicht. Diese muss sich nun vor der Justiz...

Es geschah am Abend des 20. November 2010: Drei Männer einer Bande von Menschenschmuggler schlugen brutal zu. Die Täterschaft verschleppte einen 53 Jahre alten IV-Rentner aus Kümmertshausen. Sie überwältigten ihr Opfer und setzten dessen Hund mit Tränengas ausser Gefecht.

Anschliessend stopfte das Trio dem hilflosen Schweizer einen Pullover in den Mund und fesselte seine Hände auf den Rücken. Als Folge dessen erstickte der Mann qualvoll am Kleidungsstück.

Tödlicher Hilfe

Durch einen Freund wurde der getötete IV-Rentner in die kriminellen Machenschaften der Verbrecher hineingezogen. Der Bekannte des Toten - ein Türke - konnte in Griechenland festgenommen werden. Er wurde beim Schmuggel von Flüchtlingen erwischt.

Weil der Mann aus Kümmertshausen seinem Kumpel helfen wollte, wandte er sich an den Anführer der Menschenschmugglerbande. Dieser versprach dem IV-Rentner, seinen Freund aus dem Gefängnis zu holen. Im Gegenzug sollte der Eidgenosse 2,5 Kilogramm Heroin in seinem Haus verstecken.

Iraker zum Töten angeheuert

Obwohl der Mann die Drogen in seinem Anwesen in Kümmertshausen untergebracht hatte, sass sein Freund auch Monate später noch im Knast. Zu viel für ihn! Er drohte dem 47-jährigen Bandenchef mit der Polizei. In der Folge heuerte der Boss aus dem Irak drei Mitglieder der Schlepperbande an, um den "lästigen" IV-Rentner aus dem Weg zu räumen. Zudem sollten das Trio das Heroin zurückholen. 

Die ersten Anläufe scheiterten, ehe die drei Handlanger am 20. November 2010 auf brutale Art und Weise zuschlugen. Das chancenlose Opfer erstickte qualvoll, wie aus der Anklageschrift hervorgeht.

Haupttäter lebte als Flüchtling in Bischofszell

Als Haupttäter gilt ein 47 Jahre alter Iraker. Er lebte als vorläufig aufgenommener Flüchtling im Thurgauischen Bischofszell. Gegen ihn wurde anklage wegen diverser Delikte erhoben - darunter Menschen- sowie Drogenhandel bis hin zur vorsätzlichen Tötung.

Die Anklage verlangt für ihn 20 Jahre Freiheitsstrafe mit anschliessender Verwahrung. Gemäss Anklageschrift verhalf er über 300 Flüchtlingen nach Europa. Demnach kassierte er pro Flüchtling mindestens 3'000 Franken.

Insgesamt 14 Personen angeklagt

In den am 20. Februar beginnenden Prozess sind 14 Personen involviert. Er ist damit der bislang grösste Gerichtsfall im Kanton Thurgau. Die Dauer wird auf neun Monate angegeben und soll im November zum Abschluss kommen.

Die Verhandlung ist in zwölf Blöcke aufgeteilt, in denen 30 Delikte behandelt werden. Der Verbrecher-Organisation wird unter anderem Menschenhandel mit Flüchtlingen und Drogendelikte vorgeworfen.

Der grösste Teil der Bandenmitglieder stammen aus der Türkei. Zwei von ihnen wird dort der Prozess gemacht.